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Landkreis Leer weist Vorwürfe des Nabu zurück

Behörde stellt klar: Zahlreiche Mängel bei Beweidungsprojekten in Leer aufgetreten

Die Beweidungsprojekte mit Heckrindern und Wildpferden auf Flächen im Stadtgebiet von Leer sollen beendet werden. An diesem Ziel will der Landkreis trotz der Kritik des Nabu festhalten. Als falsch und unbegründet weist die Behörde Vorwürfe zurück, die der Nabu-Landesvorsitzende Buschmann am Mittwoch gegen die Behörde erhoben hat.

Dazu stellt der Landkreis Folgendes fest:

  • Der Nabu spricht davon, „ein Vorfall“ habe zu diversen Anordnungen durch den Landkreis geführt. Bei diesem „Vorfall“ handelte es sich um eine zuvor versäumte, tierseuchenrechtlich vorgeschriebene Blutuntersuchung, die der Nabu im Mai auf der Fläche Thedingaer Vorwerk nachholen wollte.

    Entgegen der Absprache mit dem Landkreis war das Veterinäramt nicht informiert worden. Als eine Amtstierärztin dann doch durch den Tierarzt vor Ort herbeigerufen wurde, musste sie feststellen, dass die Situation vor Ort außer Kontrolle zu geraten drohte. Denn die in einer Fangaktion zusammengetriebenen Rinder, die nicht mehr an Menschen gewöhnt waren, standen unter großem Stress und wurden zur Gefahr für sich selber und für andere. Der Boden war auch nicht nur „glitschig“, wie vom Nabu behauptet, vielmehr standen die Tiere in wadentiefem Morast. Um die Tiere zu schützen, ordnete die Amtstierärztin an, die Aktion abzubrechen. Ein verletztes Tier wurde gerade nicht „sofort“ von einem Tierarzt in Augenschein genommen, da dieser gar nicht mehr anwesend war, sondern am nächsten Tag vom Tierarzt erlöst. Die Schilderung des Nabu beschreibt nicht annähernd die Situation, die tatsächlich vorgefunden wurde.

    Ursache für die dann folgenden Anordnungen des Landkreises war nicht dieser eine „Vorfall“, sondern die Feststellung, dass es bei der Betreuung und Versorgung der Herde eine ganze Reihe von Mängeln gab, die auf gravierende Mängel im Management hinweisen.

  • Aussagen, dass Rinder und Pferde - bis auf drei Tiere - in einem guten Zustand gewesen seien, kann der Landkreis nicht bestätigen. Die Rinder befanden sich überwiegend in einem schlechten Ernährungszustand. Die Untersuchung von verendeten Tieren sowie von Sammelkotproben ergaben einen hochgradigen Parasitenbefall und Mineralstoffmangel der Herden und bestätigten den schlechten Ernährungszustand. Die seuchenrechtlich vorgesehenen Blutuntersuchungen sind ebenso wenig erfolgt wie eine ordnungsgemäße Kennzeichnung. Die Besatzdichte war und ist zu hoch. Bei den ersten Kontrollen konnten nicht einmal Angaben über die Anzahl der Tiere gemacht werden.

    Eine tägliche Inaugenscheinnahme, Dokumentation und eine zur Durchführung von Pflege- und Behandlungsmaßnahmen erforderliche Gewöhnung an Menschen war nach Ausfall der Betreuungspersonen offensichtlich nicht mehr erfolgt.

    Die damaligen Betreuungspersonen hatten zuvor auf ihre Überlastung hingewiesen und schließlich gekündigt. Die auf Anordnung benannten neuen Ansprechpartner haben weite Anfahrtswege und waren zum Teil nicht erreichbar und verweigerten anfänglich sogar die Mitwirkungspflicht.

    Bei den Pferden wurden mangelnde Hufpflege und ein Parasitenbefall sowie ein Mineralstoffmangel festgestellt. Ein lahmendes Pferd musste per Ersatzvornahme erlöst werden, weil es den Verantwortlichen nicht gelang, dieses eigenständig und zeitnah zu organisieren. Auf der Fläche in Coldam gibt es zudem Pferde, die adipös sind.

  • Der Vorwurf, der Landkreis habe Anordnungen mit viel zu kurzen Fristen getroffen, trifft nicht zu. Den schriftlichen Anordnungen ging eine mündliche Anordnung gegenüber den Nabu-Mitarbeitenden voraus, so dass für die Umsetzung genügend Zeit war. Der Landkreis hält die Anordnungen für sachgerecht und angemessen. Sie sind eine Reaktion auf zahlreiche und wiederholt aufgetretene Mängel, die bei der Betreuung und Versorgung von Heckrindern und Wildpferden auf den beiden Flächen aufgetreten sind. Der Landkreis war durchaus bemüht, Lösungen in Kooperation mit dem Nabu zu finden. Doch mehrfach zeigte sich, dass Absprachen nicht eingehalten und Fristen versäumt wurden und das Krisenmanagement nicht richtig funktionierte. Bereits 2008 hatten sich gravierende Mängel im Management gezeigt. Damalige Anordnungen, Sanktionen und die Reduzierung der Herden führten schließlich zu einer Verbesserung, die den Landkreis schließlich veranlasste, einer Fortsetzung dieser Projekte zuzustimmen. Dass nun wiederholt Missstände auftreten, die aus einem mangelhaften Management resultieren, lässt eine positive Prognose nicht mehr zu.

Die Erfahrungen der letzten Monate lassen aus Sicht des Landkreises nicht erwarten, dass eine dauerhaft verlässliche und tierschutzgerechte Versorgung und Betreuung der Tiere gewährleistet werden kann. Die Absicht, eine Anordnung zu erlassen, dass die Beweidungsprojekte bis zum 30. September beendet werden, ist dem Nabu schriftlich angekündigt worden – und dieser hat nun im Rahmen einer Anhörung zunächst die Möglichkeit, sich zu äußern. Als Tierhalter steht er in der Pflicht, ein Konzept vorzulegen, wie eine Beendigung des Projektes ermöglicht werden kann. Eine offizielle Stellungnahme des Nabu liegt dem Landkreis bisher nicht vor; er hat Fristverlängerung beantragt.

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